Bau-Fachwissen

Ratgeber Bauen und Sanieren

Aus Tradition gut – altbewährte Baumaterialien

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Die traditionelle Bauweise und der Einsatz traditioneller Baustoffe basiert auf einem reichen Erfahrungsschatz, aus dem man noch heute schöpfen kann. Doch die Architektur und vor allem die Anforderungen haben sich in den Jahrhunderten stark verändert. Es ist daher die Frage zu klären, was man aus der traditionellen Baukunst lernen kann und wie diese Erkenntnisse auf moderne Bedürfnisse angewendet werden können.

Baumaterialien direkt vor Ort

Ob in Griechenland in Thessalonikis oder im Schwarzwald, überall sind noch heute traditionell errichtete Bauten zu bewundern, die teilweise vor mehreren hundert Jahren errichtet wurden. Es fällt dabei immer auf, dass vor allem lokal vorhandene Baumaterialien, wie Kalk- oder Stubensandstein Verwendung fanden. Ein Beispiel hierfür sind die alten repräsentativen Häuser in der Gemeinde Gschwend. All diese Gebäude wurden aus dem umliegenden Stubensandstein errichtet. Der Holzreichtum dieser Region führte zudem dazu, dass auf dem Steinsockel Fachwerke errichtet wurden. Ausgefüllt mit Lehmflechtwerk und verkleidet mit Brettern trotzen die Außenwände noch heute Wind und Wetter.

Mineralische Baustoffe

Lehm zählt nach Holz und Stein zu den wohl ältesten Baustoffen überhaupt. Bereits vor 10.000 Jahren wurde dieses Baumaterial in Europa verwendet. Und nach archäologischen Ausgrabungen in der Türkei war das Kalkbrennen bereits vor ca. 14.000 Jahren eine gängige Methode. Doch auch Zement ist älter, als manch einer denken mag. Bereits vor 2.000 Jahren entwickelten die Römer einen zementähnlichen Baustoff und hydraulischen Kalk. Ein wahres Patchwork an verschiedenen Baumaterialien ist jedoch die chinesische Mauer. Je nach Zeit und Region wurden verschiedene Lehm-, Kalk- und Steinmaterialien verwendet. Heutzutage wird versucht, dieses alte Bauwissen wieder neu zu beleben. Mit Analysen der Baustoffzusammensetzungen und der Wiederentdeckung alten Wissens werden alte Gebäude traditionell saniert und erhalten.

Holz und Stroh als zeitloser Alleskönner

Noch heute finden sich auf einigen historischen Gebäuden Reet- oder Strohdächer, die in liebevoller Handarbeit instand gehalten werden. Solche Materialien sind nicht nur nachwachsend, sondern auch kostengünstig und besitzen verschiedene positive Baueigenschaften, beispielsweise hohe Wärmeisolierung und schwere Brennbarkeit. Eine andere Alternative sind Holzschindeln, die bereits 1750 in dörflichen Ziegelhütten hergestellt wurden. Doch Holz findet sich im Bauwesen seit jeher überall. Auch heute finden verschiedene Holzarten Verwendung in reinen Holzgebäuden oder Mischkonstruktionen. Und das zu Recht, ist Holz doch nachhaltig, recyclebar, bindet CO2 und besitzt nur einen geringen Energieaufwand für die Herstellung und Verarbeitung.

Konzepte für moderne Ansprüche

Traditionell errichtete Bauwerke sind vor allem eins: ressourcensparend und klimaangepasst. Durch die Nutzung lokal vorhandener Baustoffe und einer erstaunlichen Energieeffizienz, aufgrund optimaler Anpassungen an den jeweiligen Standort, entsprechen diese Gebäude teilweise auch heutigen Ansprüchen an moderne Immobilien. Es wird bereits versucht, verschiedene Konzepte in die Moderne zu übertragen, so beispielsweise Lüftungs-, Gebäudeorientierungs-, Verschattungs- oder Baumaterialkonzepte. Dies ist auch zwingend notwendig, werden doch bis 2015 etwa 9 Milliarden Menschen Wohnraum benötigen. Dieser Bedarf muss kulturell, umweltverträglich und nachhaltig gedeckt werden. Eine Möglichkeit dafür bietet die traditionelle Baukunst und deren Baumaterialien und es ist abzusehen, in wieweit alte Konzepte effektiv und effizient in die Moderne übertragen werden können.

Autor: Sotirios Marinis

Hallo. Hier schreibt Sotirios Marinis. Seit rund 15 Jahren bin ich in der Baubranche tätig. Aufgrund dieser langen Zeit konnte ich mir viele fachliche Kenntnisse erwerben, das ich gerne hier mit Euch teilen möchte…

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